Ein bisschen in Sorge war ich ja schon bei dem Gedanken, eine ganze Woche auf einer Insel zu verbringen – würde mir da nicht langweilig werden? Bei meiner viel zu knappen Reiseplanung ergaben meine Recherchen nach Sehenswürdigkeiten lediglich: Wanderwege und hübsche Meeresblicke, grüne Wiesen, kleine Cottages und ein paar wenige Einrichtungen mit Zielgruppe „Familien mit kleinen Kindern“ (wozu ich nicht zähle). Dementsprechend packte ich mir ein dickes Buch ein. Zurückgekehrt kann ich nun sagen: es ist genau so, wie meine Recherchen erwarten ließen – aber langweilig ist es keineswegs! Anders kann ich mir nicht erklären, dass ich mein dickes Buch ungelesen wieder nach Hause geschleppt habe.
Anreise
Die Insel befindet sich an der südenglischen Küste und ist über Portsmouth (Southsea), Southampton und Lymington per Fähre und Hovercraft zu erreichen. Ich bin zuerst nach London geflogen und von dort innerhalb von ca. 2 Stunden mit dem Nationalexpress Coach nach Southsea gefahren. Von dort aus ging es direkt mit dem Hovercraft weiter. Innerhalb von 10 Minuten düsten wir über das Meer nach Ryde auf der Isle of Wight. Wer mit dem Auto auf die Insel möchte, muss die Fähre nehmen und wird dafür kräftig zur Kasse gebeten. Ein Auto ist jedoch auf der Insel nicht wirklich nötig.
Herumkommen
Das Busnetz ist sehr gut ausgebaut und verbindet alle Orte und Sehenswürdigkeiten der Insel. Wer eine Woche bleibt, für den lohnt sich das „7 DayFreedom“-Ticket, mit dem man innerhalb der Woche zeitlich und regional unbegrenzt alle Busse nutzen kann, auch die touristischen Island Breezers. Man kauft das Busticket beim Fahrer und muss es dann beim Einsteigen immer vorzeigen. Übrigens: obwohl man an der Bushaltestelle steht, muss man dem heranbrausenden Busfahrer mit Winken zu verstehen geben, dass man einsteigen möchte. Infos und Preise zu Bus-Tickets findet man bei Southern Vectis.
Eine kurze Zuglinie der Island Line verbindet außerdem von Ryde bis Shanklin ein paar kleine Städtchen entlang der Ostküste.
Übernachten
Die Insel lebt vom Tourismus, daher findet man überall Hotels, Bed & Breakfast, Campingplätze sowie Ferienwohnungen und Cottages, die man mieten kann. Wir hatten uns für eine Ferienwohnung entschieden und bei der Planung bemerkt, dass diese häufig für einen Mindestzeitraum von einer Woche vermietet werden und zwar für gewöhnlich von Samstag bis Samstag. Für den Preis ist natürlich die Saison ausschlaggebend, und ob in dem Zeitraum ein Bank Holiday liegt. Da manche Übernachtungsmöglichkeiten etwas abseits der Hauptstraßen liegen, sollte man darauf achten, ob bei der Beschreibung darauf hingewiesen wird, dass ein Auto nötig, bzw. nicht nötig, ist.
Wer noch nie auf der Isle of Wight war, wird sich natürlich fragen, welche der vielen Städtchen am besten als Basislager geeignet ist. Hier kann ich ganz und gar Sandown empfehlen. Es ist nicht allzu weit von Ryde entfernt und erfordert daher keinen allzu langen Reiseweg, wenn man mit der Fähre oder dem Hovercraft dort ankommt. Es ist sowohl mit mehreren Buslinien als auch mit der Zuglinie zu erreichen, hat eine überschaubare Größe mit mehreren Supermärkten, Restaurants und Lädchen, besitzt Sandstrände und eine hübsche kleine Promenade mit Pier. Außerdem befindet sich in Sandown das Dinosaurier-Museum und ein kleiner Zoo. Für Wanderer bietet es einen guten Startpunkt entlang des Coastal Path: egal in welche Richtung bieten sich schöne landschaftliche Blicke, entweder über das hügelige Grasland Richtung Norden oder entlang der Promenade gen Süden Richtung Shanklin, das sich ebenfalls gut als Basislager eignet. Zudem ist Sandown an sich recht hübsch, mit vorwiegend gepflegten Wohnhäusern außerdem sehr ruhig.
Generell gilt die Ost- und Südküste klimatisch am angenehmsten und wärmsten, während der Westen und Norden eher rauh sein sollen. Die Mitte der Insel erscheint als Basislager reizvoll, allerdings hat man von hier aus keinen schnellen Zugang zum Meer und beispielsweise Newport war für meinen Geschmack zu unruhig und (für Inselverhältnisse) zu großstädtisch.
Für unsere Suche nach Ferienwohnungen haben wir folgende Portale genutzt:
Bedenkenlos empfehlen kann ich unsere Gastgeber in Sandown, die drei kleine Wohnungen zur Auswahl haben, modern und komfortabel ausgestattet und pikobello sauber: Sandown Little Parklands Holiday Apartments.
Sehenswürdigkeiten
Unbedingt sehenswert sind die Needles, Carisbrooke Castle, das Osborne House und das Städtchen Shanklin. Wer dann noch Zeit hat, sollte ein Stück weit den Coastal Path entlang wandern, kann das Dinosaurier-Museum oder den daneben gelegenen Zoo besuchen, Englands ältesten Themenpark „Blackgang Chine“ erleben oder einfach in einem der vielen Tea Rooms einen Cream Tea zu sich nehmen, die Aussicht genießen und die Gespräche der überwiegend englischen Touristen belauschen. Bei schlechtem wie bei gutem Wetter lohnt sich auch eine ausgedehnte Bustour, vor allem entlang der Südküste. Wofür unsere Zeit leider nicht gereicht hat, ist außerdem eine kleine Tour mit der Dampflok.
Wer sich nicht später ärgern will – so wie ich – sollte bei der Urlaubsplanung einen Blick auf das Kulturprogramm der Isle of Wight werfen. So habe ich zu spät bemerkt, dass keine zwei Wochen nach meiner Abreise das legendäre Isle of Wight Festival stattfindet (legendär war zumindest das Festival anno 1970 mit Größen wie The Doors, Jimi Hendrix, Miles Davis, The Who, Joan Baez, …) und ich in diesem Jahr haarscharf u.a. die Red Hot Chili Peppers, The Specials, Beck und Rival Sons verpasse. Im Vorbeifahren mit dem Bus konnte ich lediglich einen wehmütigen Blick auf die Festival Location in der Nähe von Newport werfen, auf der bereits die Vorbereitungen in Gange waren. :'(
Abschließend ist noch zu erwähnen, dass alle Menschen, denen ich dort begegnet bin, von den Busfahrern bis zur Kassiererin, überaus freundlich waren. Die Atmosphäre auf der Insel ist sehr relaxt und friedlich. Wie meine Kollegin nach meiner Rückkehr neidisch bemerkte: „Du bist jetzt irgendwie so tiefenentspannt!“.
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